60 Jahre ist her, dass Hamburg die bis dahin schwerste Sturmflut traf. In der Nacht vom 16. auf den 17. Februar 1962 traf es besonders den Stadtteil Wilhelmburg hart, insgesamt starben 340 Menschen.
Schon am 12. Februar traf eine Sturmflut die gesamte Nordseeküste, allerdings mit "nur" zwei Metern Wasserstand über dem normalen Tidehochwasser. Und bereits seit Dezember 1961 herrschte eine andauernde stürmische Westwind-Wetterlage. Die moderne Informationstechnologie und auch die Wettervorhersage war natürlich damals noch nicht so entwickelt wie heute, es gab keine Wettersatelliten und auch keine internationale Vernetzung. So konnten plötzlich eintretende Wetterveränderungen erst erkannt werden, wenn es für eine rechtzeitige Warnung schon zu spät war.
Aufgrund der Wetterlage in Skandinavien und Island, wurde am 15. Februar eine Sturmwarnung für die Nordsee mit Stärke 9 herausgegeben. Am 16. Februar traten dann Windgeschwindigkeiten auf, die jenseits des Messbereichs der damaligen Windmessgeräte lagen. Es wurde eine Sturmwarnung herausgegeben, dass möglicherweise eine sehr gefährliche Sturmflutlage zu erwarten sei.
Der Sturm drehte mittags auf nordwestliche Richtung und abends verschärfte sich die Lage noch einmal dramatisch. Im küstennahen Binnenland nahm der Wind weiter zu, in Böen bis auf Stärke 12. Und das Tief brachte eisige Polarluft mit sich, es kam zu Gewitter- und Schneeregenschauern.
Am Abend des 16. Februars war der Wasserstand bereits bei Ebbe so hoch wie beim normalen Tide-Hochwasser. Als dann die Flut einsetzte, nahmen die Sommerpolder kein Wasser mehr auf und das Wasser drang zu den Hauptdeichen vor. Bereits kurz nach Mitternacht kam es bei Hamburg an der Süderelbe zu Deichüberflutungen, die Deiche brachen an mehr als 60 Stellen.
Eine davon war der Klütjenfelder Hauptdeich. Hier befand sich ein bewohntes Kleingartengebiet mit Menschen, die im Zweiten Weltkrieg ausgebombt worden waren. Wegen der Gartennutzung fehlte die für den Deich wichtige und notwendige Grasnarbe, so kam es recht schnell zum Bruch des Deiches. 200 Menschen in den Behelfsheimen kamen ums Leben. Sie wurden vom Wasser überrascht, das in Form einer Schwallwelle meterhoch über sie herein brach, wurden entweder von ihren Häusern erschlagen oder in ihre Keller gespült, wo sie ertranken. Jede Hilfe, die nur mit Booten erfolgen konnte, kam zu spät. Allein in Wilhelmsburg starben insgesamt 222 Menschen. Am Ende gab es rund 6.000 zerstörte Gebäude und 20.000 Menschen, die ihr Zuhause verloren hatten.
In Hamburg wurde die Situation bei den Behörden vollkommen verkannt. Es kam aufgrund unterschiedlicher Zuständigkeiten und Kompetenzgerangel zu einem völligen Organisationsversagen. Kommt einem irgendwie bekannt vor, oder? Die Behörden nahmen die Warnungen der Küstenorte nicht ernst und nach Mitternacht, als sämtliche Telefon- und Verkehrsverbindungen zusammen brachen, verloren Polizei und Feuerwehr vollkommen den Überblick. Die bestehenden Pläne für solche Situationen waren entweder gar nicht vorhanden oder nur unzureichend. Sie sahen keine Evakuierung der Bevölkerung in der Kleingartenanlage vor und die Leitstelle der Polizei war nicht über die sich zuspitzende Lage informiert worden. Außerdem hatte hier nur ein Beamter Dienst.
Der spätere Bundeskanzler Helmut Schmidt war damals Senator der Polizeibehörde und übernahm am Morgen des 17. Februars die Einsatzleitung für das Hamburger Stadtgebiet, seiner Heimatstadt. Verfassungsrechtlich war er nicht dazu befugt, NATO-Streitkräfte anzufordern, aber er "habe seiner Heimatstadt helfen wollen, ohne vorher im Grundgesetz seine Kompetenzen zu prüfen". Zu dem Zeitpunkt waren in den bedrohten Gebieten der Küste und auch im Hinterland bereits Tausende Soldaten des Wehrbereichskommandos im Einsatz. Trotzdem machte Schmidt sein Krisenmanagement bundesweit bekannt.
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